PRINCE2:2009
PRINCE2 (Projects in Controlled Environments) ist eine prozessorientierte und skalierbare Projektmanagementmethode. PRINCE2 bildet einen strukturierten Rahmen für Projekte und gibt den Mitgliedern des Projektmanagementteams anhand des Prozessmodells konkrete Handlungsempfehlungen für jede Projektphase
Die 4 Elemente der Methode
PRINCE2 besteht aus vier integrierten Bausteinen:
7 Grundprinzipien
7 Themen
7 Prozesse
Anpassung an die Projektumgebung
Die 7 Grundprinzipien
Fortlaufende geschäftliche Rechtfertigung:
Sie liegt vor, sofern ein Projekt wünschenswert, realisierbar und lohnend ist. Liegen diese Voraussetzungen nicht mehr vor, sollte das Projekt abgebrochen werden
Lernen aus Erfahrung:
Während der gesamten Laufzeit eines Projekts werden Erfahrungen aufgezeichnet, umgesetzt und auch zukünftigen Projekten zur weiteren Nutzung bereitgestellt
Definierte Rollen und Verantwortlichkeiten:
Eine klare Organisationsstruktur mit geregelten Rollen und Verantwortlichkeiten berücksichtigt die unterschiedlichen Interessen des Unternehmens, der Nutzer und der Lieferanten
Steuern über Managementphasen:
Ein PRINCE2-Projekt wird zur besseren Steuerung in Phasen gegliedert. Eine Freigabe von Ressourcen erfolgt stets für die folgende Managementphase
Steuern nach dem Ausnahmeprinzip:
Toleranzen regeln die Handlungsvollmachten einer jeden Managementebene des Projektmanagementteams. Der Miteinbezug der nächste höheren Führungsebene wird nur notwendig, wenn dieser Handlungsspielraum gefährdet ist.
Produktorientierung:
Die Lieferergebnisse und deren Qualitätsanforderungen stehen im Projekt im Vordergrund. Die Projektsteuerung liefert Instrumente, um die Erreichung dieser Anforderungen sicherzustellen.
Anpassen an die Projektumgebung:
Dies bedeutet die Anpassung der Themen, Prozesse und Managementprodukte an den Kontext, die Komplexität, dem Umfang und dem Risikopotenzial eines Projektes
Die 7 Themen beschreiben Kompetenzen und Verfahren, die wiederholt in mehreren Prozessen zur Anwendung kommen.
Business Case:
Dokumentiert, wie und wo die geschäftliche Rechtfertigung des Projekts erarbeitet, überprüft und angepasst wird. Außerdem klärt es die Zuständigkeiten für die geschäftliche Rechtfertigung.
Organisation:
Definiert Rollen und Verantwortlichkeiten des Projektmanagementteams , klärt Delegationswege und beschreibt wer in einem Projekt was zu tun hat. Außerdem identifiziert das Thema die Notwendigkeit einer Kommunikationsmanagementstrategie und wann und wie diese erarbeitet wird.
Qualität:
Umfasst die Erläuterung der Elemente einer Qualitätsmanagementstrategie und beschreibt wie, in welchen Prozessen und in welchem Detaillierungsgrad und auf welcher Ebene (Projekt, Projektprodukt, Teilprodukte) Qualität definiert und überprüft wird.
Pläne:
Beschreibt, welche Pläne in einem Projekt vorhanden sein können und müssen, wie und durch wen diese erarbeitet werden und welche Elemente sie umfassen.
Risiken:
Umfasst die Erläuterung der Elemente einer Risikomanagementstrategie und der Verfahren zur Analyse von Risiken, Planung der Gegenmaßnahmen und der laufenden Überprüfung des Risikostatus. Es regelt die Zuständigkeiten für die Strategie und die Umsetzung der Maßnahmen.
Änderungen:
Beschreibt, wie offene Punkte (Probleme, Anliegen, Änderungsanträge, Spezifikationsabweichungen) , die mögliche Auswirkungen auf ein Projekt haben können, bewertet und behandelt werden und die Erarbeitung einer Strategie (Konfigurationsmanagement) zur sicheren Dokumentation und Ablage der Lieferergebnisse.
Fortschritt:
Umfasst die Mechanismen für die Beobachtung und den Vergleich der tatsächlich erbrachten Leistungen mit den Planzielen.
Die 7 Prozesse
Das Projektmanagement nach PRINCE2 folgt einem prozessbasierten Ansatz. Ein Prozess ist eine strukturierte Abfolge von Aktivitäten, die auf die Erreichung eines bestimmten Ziels gerichtet ist. In einem Prozess wird ein definierter Input in einen definierten Output umgewandelt.
Die insgesamt sieben Prozesse in PRINCE2 definieren die für das erfolgreiche Lenken, Managen und Liefern eines Projekts notwendigen Aktivitäten.
- Vorbereiten eines Projekts, Starting up a Project
- Lenken eines Projekts, Directing a Project
- Initiieren eines Projekts, Initiating a Project
- Steuern einer Phase, Controlling a Stage
- Managen der Produktlieferung, Managing Product Delivery
- Managen eines Phasenübergangs, Managing a Stage Boundary
- Abschließen eines Projekts, Closing a Project
Anpassung an die Projektumgebung
Ob kleines Miniprojekt oder gigantisches Riesenprojekt, ob in der IT-Software Branche, Automobilindustrie, Baugewerbe, Metallindustrie oder Medienwelt, PRINCE2 kann in allen Projekten angewendet werden.
Voraussetzung hierfür ist allerdings eine sinnvolle Anpassung an die jeweilige Projektumgebung
Beispiele für die Einflussfaktoren der Anpassung sind:
Externe Einflussfaktoren:
Organisationsübergreifend
Externer Kunde/Lieferant
Unternehmensstandards
Innerhalb eines Programms
Reife der Organisation
Terminologie
Geografie
Unternehmenskultur
Projektpriorität
Interne Einflussfaktoren:
Größenordnung
Komplexität der Lösung
Reife des Teams
Projektart & Lebenszyklusmodell
Die Rollen in einem PRINCE2-Projektmanagementteam
Techniken
PRINCE2 verweist an etlichen Stellen im offiziellen Handbuch auf viele verschiedene mögliche anwendbare Techniken, die selbst allerdings nicht detailliert beschrieben werden, da sie allgemein bekannt sind.
Lediglich zwei Techniken werden in PRINCE2 detailliert beschrieben, da sie explizit PRINCE2-spezifisch sind:
Produktbasierte Planung
Im Gegensatz zur rein aktivitätenbasierten Planung empfiehlt PRINCE2 zusätzlich die produktbasierte Planung der Planung von Aktivitäten voran zu stellen. Diese Planung geschieht idealerweise unter Einbeziehung der hierfür relevanten Stakeholder von der Benutzer- und Lieferantenseite.
Nach PRINCE2 beginnt somit das "Planen" für alle drei Planungsebenen (Projektplan, Phasenplan, Teamplan) stets mit den folgenden 4 Aktivitäten:
- Produktbeschreibung des Projektendprodukts erstellen (nur für Projektplan)
- Produktstrukturplan erstellen
- Produktbeschreibungen erstellen
- Produktflussdiagramm erstellen
Die PRINCE2-Qualitätsprüfungstechnik
Ziel der Qualitätsprüfungstechnik ist die Überprüfung eines Produktes auf zuvor definierte Qualitätskriterien, die Einbeziehung wichtiger interessierter Parteien in die Kontrolle der Produktqualität, die Bestätigung, dass das Produkt abnahmebereit ist und eingefroren / "gebaselined" werden kann.
Die Qualitätsprüfungstechnik beinhaltet die folgenden drei Schritte:
- Vorbereitung der Prüfung (Verteilung der Produkte und Prüfung der Produkte)
- Qualitätsprüfungssitzung (Besprechung der Ergebnisse)
- Nachbereitung der Prüfung (eventuell erforderliche Nachbesserungen)
Quellen
Literatur
OGC: Erfolgreiche Projekte managen mit PRINCE2 , Ausgabe 12.2009 , ISBN: 978-0113312146
Weblinks
http://de.wikipedia.org/wiki/PRINCE2
http://www.prince-officialsite.com/
http://www.prince2-deutschland.de/